Zum Jubiläum herzlichen Glückwunsch !

Unser Redaktionsmitglied der elektronischen Zeitschrift «Crede Experto» wird in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag feiern. Deshalb möchten wir dies zum Anlass nehmen, Herrn Prof. Dr. Bernhard Diensberg aus Bonn (Deutschland) durch diesen Beitrag zu ehren.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten zu Morphologie, Phonologie und Etymology sind Studenten der Anglistik oder Romanistik sicherlich schon einmal begegnet. Ansonsten wird sein Name auch gelegentlich im OED (Oxford English Dictionary), einem Standardwerk der Englischen Philologie, genannt, zu dem er als „freier Mitarbeiter“ einige Beiträge geliefert hat.

Herr Prof. Dr. Diensberg ist ein Freund Russlands. Er war mehr als zehn mal als Gastdozent und „Senior Expert“ für den SES  in Städten wie Wolgograd, Woronesh, Irkutsk, aber auch in Kasachstan (Uralsk) tätig. Der SES ist eine deutsche Organisation für aktive Senioren, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen an junge Menschen weitergeben wollen.

Alle schätzen und lieben Herrn Prof. Diensberg nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten an unseren Universitäten, sondern auch wegen seiner  bescheidenen, humorvollen und liebenswerten Art im Umgang mit Kollegen und Studenten. Deshalb möchten wir hier an dieser Stelle auch keine Würdigung seiner universitären Laufbahn vornehmen, sondern einmal ganz allgemein seinen Werdegang und Lebensweg näher beleuchten.

Dass Herr Prof. Diensberg überhaupt einen Weg an die Universitäten gefunden hat, ist eher einem Zufall zu verdanken. Als Arbeiterkind aus kleinen Verhältnissen und aus einem kleinen „Weiler“, wie die Russen sagen würden, war es in der Nachkriegszeit auch in Deutschland keine Selbstverständlichkeit, überhaupt einen ersten Schritt an eine weiterführende Schule zu machen.

So musste er spätestens nach dem Abitur, das er als einer der drei Besten bestanden hatte, endlich Geld verdienen. Die schnellste und einfachste Art war, sich im damals in seiner Heimatregion noch bestehenden Erzbergbau zu verdingen. Das meiste Geld verdiente man auch dort „unter Tage“ und so dauerte diese Phase seines Lebens sechs lange Jahre. Daran schlossen sich Tätigkeiten als „Ingenieur im Tiefbau“ an, da überall neue Straßen und Autobahnen angelegt wurden, weil die Umstellung des Verkehrs von Schiene zu Auto in Deutschland in vollem Gange war.

Nachdem er einige Erfahrungen im Bereich Straßenbau gesammelt hatte, zog es ihn in die weite Welt. Er arbeitete im Rahmen von „Entwicklungshilfe“ im Ausland, vor allem in Afrika. An der Côte d’Ivoir galt es Anlagen für Reisfelder zu vermessen; in Mali mussten Straßen gebaut werden und in Togo galt es Brücken zu erstellen.

Mit dem dort gut verdienten Geld konnte er nach seiner Rückkehr daran denken, zu heiraten und musste sich dann wieder neue Ziele setzen.

Er besann sich auf seinen ursprünglichen Wunsch zu studieren und stürzte sich voll Elan in das Studium der Philologie mit Anglistik und Romanistik. Er schaffte in kürzester Zeit sein Staatsexamen und das anschließende Magisterdiplom. Seine akademischen Lehrer rieten dringend dazu, noch eine Dissertation darauf zu setzen und so entstand diese im Fach Anglistik mit dem Thema „Morphologische Untersuchungen zur ANCRENE RIWLE“ und Rigorosum. Die Promotion fand am 27. November 1974 statt. — Da man jetzt schon soweit war, wurde auch die Habilitation noch angegangen. Und seine Frau tippte auch diese Arbeit zum Thema „Untersuchungen zur phonologischen Rezeption romanischen Lehngutes im Mittel- und Frühneuenglischen“ für ihn. Jetzt gab es schon die moderne IBM-Kugelkopfschreibmaschine, an Computer dachte noch niemand. Zur Verleihung der VENIA LEGENDI für das Fach Englische Philologie am 28. Oktober 1981 konnten seine inzwischen geborenen Kinder ihrem Vater schon applaudieren. Ab jetzt nannte er sich stolz „Privatdozent“.  Die Ernennung zum „außerplanmäßigen Professor“ erfolgte dann am 31. Dezember 1987.

Herr Prof. Dr. Diensberg blieb weiterhin dem „Nomadenleben“ treu und übernahm Gastdozenturen, Lehrstuhlvertretungen oder Professorenvertretungen in Deutschland von Nord nach Süd, von West bis Ost. Kaum eine deutsche Hochschule, an der er nicht schon tätig war: ob Bonn, Köln, Wuppertal, Berlin, Freiburg, Erlangen-Nürnberg, Essen, Zwickau, Chemnitz, Jena, Leipzig oder Bayreuth oder Konstanz. — Auch im Ausland war er öfter tätig: in Wien und sogar zwei Jahre an der nördlichsten Universität der Welt, in Tromsö (Nordnorwegen) und natürlich nicht zu vergessen in Russland und Kasachstan.

Gerade in diesen beiden letzten. Ländern hat er sich besonders wohl und verstanden gefühlt, sind ihm doch gerade hier viele großartige Menschen begegnet, denen er sich aufgrund seines eigenen Lebensweges sehr seelenverwandt und vertraut fühlen konnte. Er hat noch im vorgeschrittenen Alter die russische Sprache sowohl sprechen, lesen als auch schreiben gelernt und ist in der Lage, russische Autoren im Original zu lesen. Dieses Vergnügen pflegt er jetzt im Alter weiterhin für sich.

Rückblickend findet er dieses „Wanderleben“ als „außerordentlicher Professor“ durchaus interessant, da man ja nicht dümmer davon wird, wenn man in der Welt herumkommt. So blickt Herr Prof. Dr. Bernhard Diensberg heute mit 80 Jahren auf ein an Erlebnissen und Erfahrungen reiches Leben zurück.

Wir wünschen Herrn Prof. Dr. Bernhard Diensberg weiterhin Glück, Zufriedenheit und vor allem gute Gesundheit und viele frohe Stunden im Kreise seiner Lieben, seiner Freunde und Bekannten.

 

Das Redaktionsteam